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Zusammenleben in Deutschland: Faktencheck zu Flucht, Asyl und Migration

Respekt und Toleranz sind die Basis für das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen. In vielen Bereichen der Gesellschaft fehlt diese Grundlage jedoch. Sie wird ersetzt durch Vorurteile und eine diffuse Angst vor den Fremden. Tatsächliche Zahlen, Daten, Fakten sind entweder unbekannt oder werden ausgeblendet. Als Argumentationshilfe stellt die LpB deshalb im Faktencheck Vorurteil und Realität gegenüber:

„Islamisierung der Gesellschaft?“:

Der Bevölkerungsanteil der Muslime beträgt derzeit etwa fünf Prozent. Es wird geschätzt, dass der Anteil bis zum Jahr 2030 etwa auf sieben Prozent steigen wird. In Rheinland-Pfalz leben derzeit etwa 150.000 Muslime. Das sind rund vier Prozent der rheinland-pfälzischen Bevölkerung.https://mffjiv.rlp.de/de/ministerium/beauftragter-fuer-migration-und-integration/runder-tisch-islam/

„Es gibt zu viele Asylbewerber?“:

Etwa 200.000 Asylbewerber kamen 2014 nach Deutschland, ein Drittel der Anträge wurde abgelehnt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erkannte Mitte Dezember 2014 rund 34.000 von 114.000 Asylanträgen an. Den Anteil der Asylbewerber, den jedes Bundesland aufnehmen muss, wird nach dem sogenannten "Königsteiner Schlüssel" festgesetzt. In Rheinland-Pfalz sind dies etwa fünf Prozent.http://www.bamf.de/DE/Migration/AsylFluechtlinge/Asylverfahren/Verteilung/verteilung-node.html

 

„Asylbewerber sind teuer?“:

Die Bruttoausgaben nach dem Asylbewerberleistungsgesetz in Rheinland-Pfalz lagen im Jahr 2013 bei einem Landesdurchschnitt von 16 Euro je Einwohner. Im selben Jahr zahlte jeder Rheinland-Pfälzer 300 Euro für Sozialhilfe[1].  

Info: Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration kommt darüber hinaus zu dem allgemeinen Urteil: „Belastbare Zusammenhänge zwischen der Höhe von Sozialtransfers und der Zuwanderung von Personen mit einem erhöhten Arbeitsmarkt- bzw. Transferbezugsrisiko gibt es entgegen der öffentlichen Meinung nicht.“ Einwanderung ganz allgemein betrachtet bedeutet also keine Belastung der Sozialsysteme, sondern ein Gewinn für den Arbeitsmarkt (siehe auch nächster Absatz zu „Die meisten Ausländer sind arbeitslos“). Sie ist vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels nötig und politisch gewollt.

http://www.svr-migration.de/jahresgutachten/, ebd. S. 17.

 

„Die meisten Ausländer sind arbeitslos?“:

In Rheinland-Pfalz waren im Jahr 2013 116.353 Personen arbeitslos. 97.602 Personen davon waren Deutsche, 18.664 davon Ausländer. 

Info: Betrachtet man zudem den prozentualen Anteil an Personen ohne bzw. mit Berufsabschluss in Rheinland-Pfalz, dann zeigen sich in der Erwerbsbeteiligung von Personen mit und ohne Migrationshintergrund kaum Differenzen. So waren im Jahr 2012 bei den Personen ohne Berufsabschluss 59,9 Prozent Erwerbstätige mit Migrationshintergrund und 58,4 Prozent Erwerbstätige ohne Migrationshintergrund. Bei den Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung zeigt sich ein ähnliches Bild: Mit Migrationshintergrund waren 78,5 Prozent am Erwerbsleben beteiligt, ohne Migrationshintergrund 83 Prozent.

Und: Bundesweit liegt der Akademiker-Anteil bei Zuwanderern höher als bei Einheimischen. Zwar hatten 30 Prozent der Zuwanderer über 25 Jahre, die 2013 nach Deutschland kamen, keine abgeschlossenen Berufsausbildung, aber gleichzeitig war der Anteil der Zuwanderer mit Hochschulabschluss von 39 Prozent sehr viel höher als bei den Einheimischen. Und: Die Beschäftigtenquote der Neuzuwanderer der vergangenen Jahre zeigt, dass nur ein geringer Teil der Zuwanderung die Sozialsysteme belastet.

http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-01/migration-zuwanderung-fiskalische-wirkung

 

„Hohe Kriminalität von Ausländern?“:

In der BRD stellten Ausländer im Jahr 2012 etwa 25 Prozent der Verdächtigen einer Straftat, aber nicht der Straffälligen. In Rheinland-Pfalz zeigt sich ein ähnliches Bild: Rund 79 Prozent der Tatverdächtigen im Jahr 2012 waren Deutsche, gut 21 Prozent dagegen Nichtdeutsche. Grundsätzlich aber gilt: Kriminalität ist keine Frage der Herkunft. Auch die angeblich höhere Kriminalität von jungen Ausländern in Deutschland ist einem Gutachten der Universität Münster zufolge falsch. So hängt beispielsweise die höhere Gewaltbereitschaft bei jugendlichen Straftätern weniger mit Herkunft oder Religion zusammen, sondern vielmehr mit der Frage, wie sozial ausgegrenzt jemand ist.

http://www.swr.de/international/junge-migranten-kriminalitaet/-/id=233334/nid=233334/did=13906472/1rxrzua/index.html

 

„Die EU-Freizügigkeitsrechte bedrohen den heimischen Arbeitsmarkt?“:

Gerade auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist das Gegenteil der Fall. So kommt der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration zu dem Ergebnis: „Deutschland profitiert von der Freizügigkeit der Europäischen Union. Die Menschen, die wandern, sind in der Regel jung, motiviert und qualifiziert. Für ein demografisch alterndes Land in der Mitte Europas ist das ein unschätzbarer Vorteil.“ So sind beispielsweise nach Deutschland zuziehende Unionsbürger jünger als fortziehende Unionsbürger und auch jünger als die Gesamtbevölkerung (in der das Durchschnittsalter bei 43,8 Jahren liegt). Eine Analyse des Mikrozensus zu den Qualifikationsprofilen der in Deutschland lebenden Unionsbürger zeigt zudem, dass durch die Zuwanderung aus den neuen EU-Mitgliedstaaten das Qualifikationsniveau der in Deutschland lebenden Bevölkerung tendenziell gestiegen ist. Außerdem weisen Personen, die aus einem anderen EU-Land nach Deutschland zugewandert sind, im Schnitt eine höhere Erwerbsquote auf als Personen ohne Migrationshintergrund.

http://www.svr-migration.de/wp-content/uploads/2013/04/Web_SVR_Jahresgutachten_2013.pdf, ebd. S. 17., 49 ff., 102

 

Weitere Informationen finden Sie auch unter:

www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/top-15/

 

[1] Keine Leistungen aus dem SGB XII (und damit auf Sozialhilfe) erhalten u.a. Personen, die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten.